Licht- und Schattenseiten von Feuerwerk – Kontroverses zum 1. August

, , ,
Feuerwerk - Tradition oder Umweltsünde?

Der Legende nach gründeten Vertreter der drei Ur-Kantone Schwyz, Uri und Unterwalden am 1. August 1291 die Eidgenossenschaft, aus welcher sich die heutige Schweiz entwickelt hat. Deshalb wird der „Geburtstag der Schweiz“ jedes Jahr mit einem Nationalfeiertag voller Bräuche und Traditionen begangen.

Eine dieser Traditionen scheidet jedoch selbst in der Schweiz, ebenso wie an Silvester in Deutschland, Österreich und anderen Ländern, die Geister: Das Feuerwerk. Ähnlich wie zum Jahreswechsel in den Nachbarländern (aber auch in der Schweiz selbst), brennen die Schweizer am Abend ihres Nationalfeiertags traditionell im privaten Rahmen Feuerwerk ab. Im Unterschied zu Silvester jedoch nicht vornehmlich innerhalb von 15 bis 30 Minuten nach Mitternacht, sondern über den ganzen Abend verteilt.

Umso mehr Zündstoff liefert dieses Geburtstagsfeuerwerk auch Tierbesitzern, Lärmempfindlichen oder Atemwegserkrankten, für welche Tage wie diese nicht selten zur Belastung werden. Um den Bedürfnissen sowohl der Anhänger der Tradition als auch der Belasteten gerecht zu werden, hat das Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU) reichlich Zahlen und Studien rund um Feuerwerk und seine Auswirkungen auf die Umwelt gesammelt, die auch Grundlage für diese Geschichte um die Chemie in Feuerwerkskörpern und ihre Bedeutung für die Umwelt sind.

 

Eine Schweizer Tradition: Zahlen zum Feuerwerk – nicht nur am Nationalfeiertag

Das BAFU schätzt, dass in der Schweiz in jüngeren Jahren (2009 bis 2013) jährlich rund 2000 Tonnen Feuerwerkskörper zum Einsatz kommen – der Löwenanteil davon am 1. August und an Silvester. Dabei besteht solch ein Feuerwerkskörper jedoch zu rund 75% aus Hüllenmaterial, also Pappe, Papier, Ton oder Kunststoff, sodass tatsächlich „nur“ 500 Tonnen eigentliches Feuerwerksmaterial (pyrotechnische Sätze) abgebrannt werden.

Die Hälfte davon, also rund 250 Tonnen, machen Treibladungen aus Schwarzpulver aus, die andere Hälfte sogenannte Effekt-Ladungen, welche unter anderem verschiedene Metalle zur Erzeugung farbenfroher Leuchterscheinungen enthalten.

 

Wie funktioniert ein Feuerwerkskörper/eine Rakete?

Feuerwerks-Rakete

Die klassische zylindrische Feuerwerks-Rakete ist „zweistufig“ aufgebaut: Die untere Stufe enthält Schwarzpulver als Treibladung sowie die Anzündung („Lunte“).

Schwarzpulver ist ein Gemisch, in der Regel aus 75% Kaliumnitrat (KNO3), 15% Holzkohlepulver (Kohlenstoff) und 10% Schwefel. Bei Zündung zersetzt sich das Kaliumnitrat und liefert in der von der Aussenluft abgeschlossenen Treiberhülse reichlich Sauerstoff für die Verbrennung der übrigen Komponenten. Dabei entstehen rasch grosse Mengen verschiedener Gase, die durch die Düse gebündelt nach unten austreten und die Rakete mittels Rückstoss in die Luft befördern. Der Leitstab sorgt dabei für eine ruhige Flugbahn der Rakete.

Schwarzpulver in „natürlicher“ Umgebung enthält immer etwas Feuchtigkeit (Wasser, H2O). Beim Entzünden des Gemischs entstehen aus einer kleinen, kompakten Menge von Feststoffen eine grosse Menge von Gasteilchen (Stickstoff – N2, Kohlenstoffdioxid – CO2, Kohlenstoffmonoxid – CO – reagiert mit Sauerstoff weiter zu CO2, Methan – CH4, Schwefelwasserstoff – H2S, Wasserstoff – H2 – reagiert mit Sauerstoff weiter zu Wasserdampf, H2O), die von Natur aus Platz einnehmend und mit hoher Bewegungsenergie (entspricht Wärme!) auseinanderstreben.

Der wesentlich kleinere Anteil der Reaktionsprodukte sind feste Salze (Kaliumcarbonat – K2CO3, Kaliumsulfat – K2SO4, Kaliumsulfit – K2SO3, Kaliumsulfid – K2S, Kaliumthiocyanat oder -rhodanid – KSCN (im Übrigen wie alle anderen genannten Feststoffe ungefährlich), Ammoniumcarbonat – (NH4)2CO3, und Reste von Kohle – 〈C〉 und Schwefel – 〈S〉, die zur Entstehung von Rauch beitragen.

Die schnelle Freisetzung von Gasen verleiht Sprengstoffen wie dem Schwarzpulver ihre Sprengkraft. Triebkraft des Ganzen ist jedoch das Streben der beteiligten Stoffe nach Redox-Reaktionen, also dem Austausch von Elektronen: Bestandteile des Schwarzpulvers wie Kohlenstoff und Schwefel werden oxidiert – sie geben Elektronen an Sauerstoff ab, welcher mit der Aufnahme dieser Elektronen reduziert wird. Vergleichbares geschieht beim Rosten von Eisen und ist in der Geschichte zur Rostparade genauer beschrieben – nur um vieles gemächlicher als bei einer Sprengstoff-Explosion.

 

Während des Flugs verhindert die Trennladung eine vorzeitige Zündung der zweiten Stufe durch das verbrennende Schwarzpulver. Erst die Überzündung im oberen Teil der Treiberhülse ermöglicht nach dem Ausbrennen der Treibladung die Zündung der Zerlegerladung, welche die zweite Stufe der Rakete – die Effekthülle samt Effektladung – auseinander sprengt. Die dabei gezündete Effektladung leuchtet, während sie auseinandergerissen wird, farbig auf und erscheint uns für wenige Sekunden als bunte Sternenkaskade am Himmel.

Damit das funktioniert, enthält die Effektladung ihrerseits sauerstoffliefernde Stoffe, also Nitrate (wie Kaliumnitrat – KNO3) oder/und Perchlorate (wie Kaliumperchlorat – KClO4), und Metalle, die sehr hell und sehr heiss verbrennen – also Magnesium oder Aluminium, oder beide als Legierung „Magnalium“.

Die Verbrennung dieser Metalle geht mit Temperaturen bis 2000°C (!) einher. In einem solchen Inferno können chlorhaltige organische Verbindungen, wie der bekannte Kunststoff Polyvinylchlorid (PVC), Chlor-Atome abgeben, die mit den farbgebenden Metallen neue Verbindungen bilden, welche angeregt von der in den explosionsartigen Reaktionen freigesetzten Energie farbig  am Himmel leuchten (wie das Leuchten vor sich geht, erzählt die Geschichte um Farben, Licht und Glanz).

Dabei gibt zum Beispiel Barium grünes Licht, Strontium rotes, Kupfer blaues und Natrium orangegelbes Licht. Und ebenso entstehen im Feuer der Raketen-Explosion zahlreiche Nebenprodukte.

 

Welche Gefahren gehen von Feuerwerkskörpern aus?

Für Menschen:

Unfall-/Verbrennungsgefahr

Feuerwerkskörper brennen sehr, sehr heiss (wie bereits erwähnt mit bis zu 2000°C – während selbst ein guter Pizzaofen gerade einmal etwa 400°C zustande bringt): Das ist notwendig, um die gewünschten Leuchteffekte zu erzeugen. Deshalb gibt es zu Feuerwerkskörpern, die den Vorgaben der EU entsprechen, stets eine Bedienungsanleitung, die ausweist, wie sie zu handhaben sind, damit man sich verbrennt oder schlimmere Verletzungen erleidet. Deshalb gehören Feuerwerkskörper, vor allem solche mit Leuchteffekt, ebenso wenig in die Hände von (unbeaufsichtigten) Kindern wie in vollbesetzte Fussballstadien – denn auch die als „Pyros“ berüchtigten bengalischen Feuer erreichen derart hohe Temperaturen, bei denen nahezu alles zerstört wird, was man in einem Station finden kann: Menschen, Kleidung, Kunststoffe und vieles mehr. So stellen  Feuerwerkskörper gerade im dichten Gedränge eine erhebliche Verletzungsgefahr dar!

Gehörschädigungen

Feuerwerkskörper sollen laut sein – die Bedienungsanleitung gibt an, wie sie zu verwenden sind, damit sie nicht zu laut werden (Abstand einhalten!): Trotzdem können schnell Grenzwerte überschritten werden – wie Messungen zeigen auch bei Grossfeuerwerken von professionellen Feuerwerkern. Gehörschutz ist daher für Feuerwerker – professionelle wie private dringend, für ihre Zuschauer aber ebenfalls empfohlen. Ich selbst trage bei Grossfeuerwerken, die ich im Freien beobachte, auch wenn sie scheinbar weit entfernt auf Booten auf dem Zürichsee gezündet werden, stets Ohrstöpsel.

Belastung durch Chemikalien: Feinstaub!

Die aus der Sicht des BAFU einzig beachtenswerte Belastung mit Chemikalien aus Feuerwerkskörpern ist die kurzfristige Erzeugung von Feinstaub beim Abbrennen: Aus den 500 Tonnen jährlich verfeuerter pyrotechnischer Sätze werden schätzungsweise rund 360 Tonnen der Sorte Feinstaub, die in unsere Lungen gelangen kann (PM10 genannt) , freigesetzt (bis in unsere Lungenbläschen gelangt davon wiederum ein Bruchteil). Das klingt nach viel, erscheint aber weitaus nebensächlicher, wenn man die Menge dieses Feinstaubs dagegen stellt, die während eines Jahres insgesamt in der Schweiz durch Strassenverkehr und andere Quellen erzeugt wird: 19’000 Tonnen! Der eher kleine feuerwerksbedingte Anteil daran wird jedoch vornehmlich in zwei Nächten freigesetzt: Am Abend des 1. Augusts und in der Silvesternacht. So wird es nicht verwundern, dass in den 24 Stunden rund um ebendiese Nächte in besiedelten Gebieten die vorgeschriebenen Grenzwerte für den Feinstaubgehalt der Luft überschritten werden. Das wiederum kommt allerdings auch an anderen Tagen ziemlich häufig vor – in allen Gebieten der Schweiz bis auf das sehr dünn besiedelte Hochgebirge mindestens 5, in städtischen Gebieten bis zu 30 mal im Jahr.

So stellt der Feuerwerks-Feinstaub denn auch für gesunde Menschen keine nachweisbare Belastung der Atemwege dar. Anders sieht das bei Menschen mit bereits bestehenden Atemwegs- (zum Beispiel Asthma!) oder auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus: Unter solchen wurden in und unmittelbar nach Feuerwerksnächten (zusätzliche) Beeinträchtigungen der Lungenfunktion nachgewiesen und Fälle von akuten Beschwerden nach Umgang mit Feuerwerkskörpern registriert. Das BAFU empfiehlt daher Menschen mit solchen Erkrankungen, die direkte Begegnung mit Feuerwerksrauch zu vermeiden.

 

Was die Vielzahl von chemischen Verbindungen betrifft, die bei einem Feuerwerk freigesetzt werden (dazu zählen neben den Salzen verschiedener Schwermetalle diverse Verbrennungsgase sowie organische Verbindungen – die bedenklichen unter diesen werden von Umweltchemikern gern als „VOC“, „volatile organic compounds“ zusammengefasst):

Die allermeisten dieser Stoffe gelangen aus anderen Quellen in unserer technisierten Welt in wesentlich grösserem Umfang als durch Feuerwerk in unsere Umgebung, sodass eine Feuerwerksnacht in Sachen Belastung damit kaum ins Gewicht fällt. Überdies dürfen die hier verwendeten Feuerwerkskörper besonders giftige Schwermetalle – Blei, Arsen, Quecksilber, aber auch Cadmium – gar nicht enthalten (man findet sie darin auch nur in Spuren, wenn überhaupt, die als Verunreinigungen geduldet werden). Dementsprechend sind Quellen für die Belastung von Menschen mit Schwermetallen und anderen Stoffen wohl anderswo zu  suchen als im Feuerwerk.

 

Für Tiere:

Ein Feuerwerk hat jedoch nicht nur Auswirkungen auf Menschen – die Tiere in seiner Umgebung sind mindestens ebenso davon betroffen:

Gehörschädigungen

Die meisten Wirbeltiere haben einen Hörsinn, das heisst Ohren, wie wir Menschen, auch wenn man diese – wie bei Vögeln – nicht immer sieht. Und dieser Hörsinn kann ebenso Schaden nehmen wie der unsere. Zudem ist der Hörsinn vieler Tiere – auch unserer Haustiere – um Vieles empfindlicher als menschliche Ohren.

Folgen von Schreckreaktionen

So können unsere Tiere nicht nur ebenso wie wir Hörschäden in Form von Ohrgeräuschen oder Taubheit erleiden, sondern auch durch die knallenden Geräusche eines Feuerwerks erschrecken oder gar in Panik geraten und blindlinks flüchten – im schlimmsten Fall direkt vor ein fahrendes Auto oder in einen Abgrund. Haustierbesitzern wird daher empfohlen, ihre Tiere vor und während Feuerwerks-Nächten im Haus zu behalten und ihnen eine schallgeschützte Zuflucht zu bieten.

Wildtiere, zum Beispiel Wasservögel, die keine menschliche Behausung als Zuflucht haben, werden nicht selten von Feuerwerk vertrieben und lassen sich erst Wochen nach dem Ereignis wieder an ihren angestammten Plätzen blicken. Daher empfiehlt das BAFU, bei der Planung von Feuerwerk im Rahmen von Veranstaltungen stets auch einen Tierschutz-Experten mit einzubeziehen.

 

Welche Feuerwerkskörper sind in der Schweiz (bzw. in der EU) zugelassen?

  • Das Schweizerische Sprengstoffgesetz und die Sprengstoffverordnung, welche Anweisungen zur Umsetzung dieses Gesetzes enthält, sind der EU-Richtlinie 2007/23/EG angepasst, sodass in den EU-Staaten, unter anderem Deutschland und Österreich, vergleichbare Regeln gelten werden: Feuerwerkskörper dürfen in Verkehr gebracht werden, wenn sie den Sicherheitsvorgaben der EU-Richtlinie entsprechen, einer der 4 Kategorien zugeordnet werden können und den Regeln entsprechend gekennzeichnet sind (Bedienungsanleitung!).
  • Die hochgiftigen Schwermetalle Blei, Arsen und Quecksilber und ihre Verbindungen sowie der organische Chlorlieferant Hexachlorbenzol (HCB) sind als Inhaltsstoffe verboten. Ausserdem dürfen Feuerwerkskörper keine Stoffe enthalten, die gemäss dem Chemikaliengesetz verboten sind.
  • Knallkörper am Boden sind verboten (ausgenommen ist Kleinfeuerwerk der Kategorie 1).
  • Die Kantone können weitere Bedingungen stellen und den Verkauf bzw. Gebrauch von Feuerwerk auf bestimmte Anlässe/Tage limitieren
  • Die 4 Kategorien sind:
    • 1: Feuerwerkskörper, die eine sehr geringe Gefahr darstellen und vernachlässigbar laut sind: z.B. Knallteufel, „Frauenfürze“ (Ladycrackers), Tischfeuerwerk. Die Abgabe ist an Personen ab 12 Jahren erlaubt.
    • 2: Feuerwerkskörper, die eine geringe Gefahr darstellen, wenig laut sind und in eingegrenzten Bereichen draussen abzubrennen sind: Vulkane bis 250g Nettoexplosivmasse (NEM), Raketen bis 75g NEM, Römische Fackeln bis 50g NEM. Die Abgabe ist an Personen ab 16 Jahren erlaubt.
    • 3: Feuerwerkskörper, die eine mittlere Gefahr darstellen, draussen im Freien abgebrannt werden müssen, und deren Lärm bei sachgemässer Verwendung nicht gefährlich ist:  Raketen bis 500g NEM, Batterien bis 1000g NEM, Vulkane bis 750g NEM. Die Abgabe ist an Personen ab 18 Jahren erlaubt.
    • 4: Feuerwerkskörper, die eine grosse Gefahr darstellen und daher nur von Inhabern eines Verwendungsausweises ab 18 Jahren – also Profi-Feuerwerkern – verwendet werden dürfen. Solche Feuerwerkskörper sind nicht im freien Handel erhältlich und können nur von Inhabern eines Erwerbsscheins oder einer Abbrandbewilligung bezogen werden: Darunter fällt alles, was die Beschränkungen für Kategorie 3 übersteigt.

(Quelle: Kantonspolizei St.Gallen)

 

Fazit:

Feuerwerkskörper enthalten eine wahrhaft explosive Mischung der verschiedensten Stoffe, die gemeinsam zu wunderschönem – aber geräuschvollem Farbenspiel am Himmel und am Boden führen können. Wie bei vielen unserer technisierten Vergnügungen scheiden sich auch beim Feuerwerk die Geister: Tradition und bestaunenswerter Lichterzauber stehen gegenüber Belästigung oder gar Belastung durch Lärm, Rauch und Chemikalien.

Ich persönlich liebe das Spiel von Licht und Farben am Himmel, kann jedoch auf die Knallerei gut und gern verzichten. So kann ich die Argumente von Traditionsanhängern und Lärmemfindlichen oder Tierbesitzern gleichermassen nachvollziehen. Definierte Abbrandzeiten (bei Grossfeuerwerken und an Silvester weitgehend gegeben) und eine rechtzeitige Vorbereitung (Haustiere einsperren, Gehörschutz zur Hand haben) sollten in meinen Augen einen für beide Seiten vertretbaren Kompromiss ermöglichen.

Jene Kommentare von Tierbesitzern und -freunden auf sozialen Medien oder im Schnellzug, die ich unmittelbar nach dem eben erst begangenen 1.August 2016 zu lesen und zu hören bekam, lassen jedoch vermuten, dass die mir eigentlich sympathische und kompromissförderliche Gesetzgebung der Schweiz in Sachen Feuerwerk leider reichlich Beugung oder gar Umgehung erfährt.

Dabei gefährden jene, die Feuerwerkskörper unsachgemäss verwenden oder gar illegale, ungeprüfte „Polen-Böller“ aus Osteuropa oder anderen Quellen abbrennen, nicht nur ihre Umgebung, sondern vor allem sich selbst. Denn die Energiemengen, die bei der Explosion von Feuerwerkskörpern in Form von Hitze und Schall freigesetzt werden, sind enorm. Und enorme Energiemengen können enormen, nicht wieder gut zu machenden Schaden anrichten.

Was die Chemikalien betrifft, die in Feuerwerk Verwendung finden oder beim Abbrennen entstehen, weckt nicht das Feuerwerk als solches meine Bedenken, sondern der Umstand, dass einige jener Inhaltsstoffe und Produkte des Feuerwerks, die wir nicht gern in unserer Umwelt wissen, so reichlich aus anderen menschlichen Quellen eben da hineingetragen werden, dass der Beitrag durch privates Feuerwerk dazu in den meisten Fällen nicht mehr sonderlich ins Gewicht fällt.

Alles in allem plädiere ich für Kompromissbereitschaft und gegenseitige Rücksichtnahme, ob am 1. August oder in der Silvesternacht – denn nur so können wir alle einen entspannten Feiertag verbringen.

Und wie steht ihr zum Feuerwerk? Brennt ihr selbst welches ab? Beobachtet ihr lieber, oder seid ihr mit euren Tieren beschäftigt? Habt ihr auch das Gefühl, dass das Feuerwerk sich hin zur Knallerei verändert? Ich freue mich über eure Kommentare!

11 replies
  1. Tabea
    Tabea says:

    Früher fand ich Feuerwerke genial – einfach weil sie so toll aussehen.
    Inzwischen hasse ich sie aber fast – Geldverschwendung, Umweltverschmutzung und Verstörung von armen Haustieren (wenn man ein Mal sein geliebtes Tier wegen sowas in Panik gesehen hat, versteht man da keinen Spaß mehr…)
    Deinen laaangen Post kann ich jetzt gerade aus Zeitmangel nicht komplett lesen, aber das kommt später noch. Ganz sicher!

    Liebe Grüße

    Antworten
    • Tabea
      Tabea says:

      So, habe doch gelesen, weil ich zu neugierig war 😀

      Also meiner Meinung nach wäre es ein guter Kompromiss, nur noch professionelle Feuerwerke zu haben und den privaten Gebrauch zu reduzieren. So gibt es immer noch schicke Feuerwerke zum Anschauen, aber die Umweltverschmutzung wird reduziert. Die finde ich nämlich schlimm, weil sie einfach nicht notwendig ist (Verkehr dagegen ist ja wichtig…).
      Danke für die ganzen Erklärungen zu den Prozessen im Feuerwerkskörper. Das wusste ich alles noch gar nicht.

      Liebe Grüße

      Antworten
      • Kathi Keinstein
        Kathi Keinstein says:

        Es freut mich richtig, dich hier so regelmässig zu lesen! Und dass die Neugier dich so fesselt, freut mich noch mehr ;).

        Den Kompromiss nur noch auf Profi-Feuerwerke zu setzen, würde ich persönlich auch unterstützen (zumal die See-Feuerwerke zum Seenachts- bzw. Zürifest – halt mit Kategorie-4-Munition – erst richtig beeindruckend sind), weiss allerdings nicht, ob die Schweizer da mitziehen würden (hier wird so etwas schliesslich direkt vom Volk entschieden). Mein Lebensgefährte und ich machen jedenfalls kein Feuerwerk, denn allein das Geld ist schon ein schlagkräftiges Argument dagegen – gerade hierzulande.

        Liebe Grüsse,
        Kathi

        Antworten
      • Penny
        Penny says:

        Und wie stellst du dir das vor? Soll ab sofort jeder 100-200km fahren zur nächsten Großstadt, weil es kein Privatfeuerwerk mehr gibt?

        Sorry, aber dann sollte man es lieber ganz abschaffen. Aber auch hier gilt: Man kann das Internet nicht abschalten, und was einmal darin gespeichert ist, kann NIEMAND entfernen (weil es immer wieder kopiert wird, wenn jemand etwas löschen lässt, zur Wahrung der gesamten Menschheit/Vertuschungsversuch etc).

        Und das gleiche gilt auch beim Feuerwerk: Sollte man es abschaffen wird es zu riesigen Schwarzmärkten kommen. Das garantiere ich dir.

        Antworten
    • Kathi Keinstein
      Kathi Keinstein says:

      Vielen Dank für deinen Besuch! Es freut mich, dass der Artikel so interessant gelungen ist :).

      Liebe Grüsse,
      Kathi

      Antworten
  2. Emmygunde
    Emmygunde says:

    Hallo Kathi!
    Jetzt finde ich endlich mal wieder Zeit um bei dir zu lesen und werde prompt von Feuerwerksknallerei ein paar km weiter richtung Innenstadt unterbrochen. Kein Witz.

    Ich schaue ein paar Raketen lang zu merke, so wirklich gut finde ich Feuerwerk nicht. Auch, wenn es phantastisch schön aussehen kann.

    Leider aber auch wahnsinnig gefährlich. Wenn es unsachgemäß gebraucht wird.

    Und irgendwann nervig, wenn man zu oft in den „Genuss“ davon kommt.

    Deinen Artikel fand ich super und ich denke gerade, ich finde es eine tolle Leistung, sich so etwas wie ein Feuerwerk auszudenken.
    Und jetzt fällt mir auf, das ich zwar weiß, wer’s erfunden hat, aber nicht warum.
    Kompliment Liebe Kathi, du sorgst für weitere Neugier 🙂

    Liebe Grüße, auch vom Küken.

    Antworten
    • Kathi Keinstein
      Kathi Keinstein says:

      Die Frage, warum das Feuerwerk erfunden wurde, ist in der Tat spannend! Ich werde sie mir für eine Geschichte zum kommenden Jahreswechsel vormerken.

      Ich habe übrigens während des Urlaubs viel an euch gedacht…genauer gesagt jeden Abend, wenn die Mauersegler gleich im Geschwader über den südfranzösischen Altstädten angerückt sind und eine Wahnsinns-Flugshow veranstaltet haben (für alle anderen: Emmygunde hat zur laufenden Blogparade „Augen auf! Wo mich die Natur zum Staunen bringt“ einen tollen Beitrag über die Flugkünste der Mauersegler verfasst). Leider haben sie, ganz besonders am EM-Finalabend in Arles, nicht alle Mücken erwischt, sodass ich trotzdem ein paar Stiche einstecken musste ;).

      Antworten
  3. Penny
    Penny says:

    Leute, bitte bedenkt auch:

    Am Feuerwerk (der Herstellung des Feuerwerks, z.b. bei Weco oder Nico in Deutschland) hängen allein in Europa hunderttausende Arbeitsplätze. Werden keine Raketen, Böller und Vulkane/Fontänen mehr (oder nicht mehr in der Menge) gebraucht, gibts auch hunderttausende oder sogar- in Folge von Kettenreaktionen MILLIONEN mehr Arbeitslose!

    So sieht`s nunmal aus. Man kann es nicht einfach abschaffen. Es sei denn, ihr wollt, dass euer Nachbar demnächst, der damit jährlich sein Brot verdient, arbeitslos ist.

    Aber im Grunde ist das eh egal. Denn irgendwann wird jeder arbeitslos sein. Behält man das Feuerwerk bei, verzögert man den Zeitpunkt der technischen Singularität nur heraus…

    Antworten
    • Kathi Keinstein
      Kathi Keinstein says:

      Hallo Penny,

      Mich interessiert, woher du deine Zahlen hast. Auf ihrer Website gibt die Weco – sicher eine der Grossen in Sachen Pyrotechnik – an, an all ihren Standorten in Deutschland in Produktion, Logistik und EDV zusammengenommen rund 550 Angestellte zu beschäftigen. Selbst wenn man noch ein paar weitere Firmen dieser Art pro Staat annimmt und das Ganze auf die 28 EU-Staaten plus die Schweiz mit ihren insgesamt rund 518 Millionen Einwohnern und potentiellen Abnehmern (von welchen Deutschland mit rund 82 Millionen mehr als ein Siebtel stellt, die zudem noch zu den Reicheren zählen), ist man noch sehr weit von sechsstelligen (also 100.000+) Arbeitsplätzen entfernt. Was ich dabei nicht berücksichtigt habe, sind der Transport und Verkauf der Feuerwerkskörper im Einzelhandel und die Zulieferer in China.

      Da hat in meinen Augen das Argument, dass eine Tradition nicht einfach abschaffbar ist, sei es wegen des Schwarzmarktpotentials oder schlichtweg der Ablehnung der betroffenen Wähler wegen, weitaus mehr Gewicht. Aus diesem Grund (und weil keine ausschlaggebenden Gesundheitsgefährdungen festgestellt werden konnten) notiert wohl auch das BAFU am Beginn seiner im Artikel zitierten Broschüre, dass ein Totalverbot von Feuerwerk in der Schweiz „unverhältnismässig und nicht geplant“ sei.

      Tatsächlich wird der für alle am zufriedenstellendste Weg irgendwo zwischen den Extremen liegen. So können gesetzliche Vorgaben wie das Verbot von Boden-Böllern in der Schweiz den Gegnern entgegen kommen und den Herstellern die Möglichkeit geben, ihr Sortiment entsprechend anzupassen. Solche Wege werden letztlich jedoch gefunden, denke ich, indem Vertreter verschiedener Extreme Argumente austauschen.

      Antworten
      • Penny
        Penny says:

        Naja, wie Sie schon sagten. Die paar hundert Beschäftigten bei Weco, Nico & Co sind nur diejenigen die noch die letzten Handarbeiten in Deutschland (zum Teil handgefertigte Feuerwerkskörper) in Deutschland fertigen und oder die Massenware, etwa Raketen & Batterien produzieren. 99% wird doch längst in China & Co gemacht, wo es halt deutlich billiger zu fertigen ist. Die paar Handfertiger bei Weco & Co fallen längst nicht mehr ins Gewicht.

        Und wie Sie richtig anmerkten, betrifft ein Verbot dann ja nicht nur Weco, Nico & Co. (die Fabrikanten selbst), sondern auch tausende Kleinmärkte und Verkaufsflächen & Flohmärkte und ganze Läden die heute von dem Verkauf leben.

        Zur Hölle, Läden wie „Feuerwerksvitrine“ (Berlin), oder hier bei uns würden gar nicht mehr existieren. Schonmal vom „Pfennigpfeifer“ gehört? Das sind alles Läden die bekannt sind, und sich auf Feuerwerksverkauf spezialisiert haben (an Silvester) und unterm Jahr verkaufen die ebenfalls Feuerwerk und einige Klein-Artikel die als „Scherzartikel“ oder Kleinfeuerwerk in Haus & Garten angesehen werden. Die könnten einfach dichtmachen und/oder nach China umziehen.

        Jeder Laden, der das Zeug verkauft, hätte enorme Umsatzeinbußen. Denn jährlich wird ja Millionen Euro mit dem Zeug verdient. Logisch. Man will heute halt überall verdienen, das ist ja nichts neues.

        Und ja- wenn diese Umsätze alle an Silvester wegfallen würden. Dann gäbe es halt einige hundert tausend weniger Beschäftigte in den Läden. Und einige Läden weniger. Denn damit machen Lidl, Edeka Penny, Aldi & Co heute ihren wahren Umsatz. Mit dem Verkauf an Silvester, wo der wahre Boom stattfindet. An Kleinartikeln, Essen & Co wird heute nur noch wenig verdient, teilweise wird schon um jeden Cent gefeilscht.

        Es geht denen allein um den Umsatz. Und der wird immer gewaltiger. Und da Feuerwerk teurer wird, kann man jetzt auch deutlich mehr damit verdienen im Vergleich zu z.b. vor 10 Jahren.

        Haben Sie sich nie gefragt, wie es sein kann, dass das gleiche Feuerwerk, was Sie in China für 4,99 Euro bekommen, hier in Deutschland für 12,99 oder gar 14,99 Euro angeboten wird?

        Das ist der Grund: Riesige Gewinnspannen von 50% und mehr sind möglich, weil gut 99% aller Bürger nunmal ihr Feuerwerk im Kleinmarkt, Baumarkt und oder Tankstelle/Büroläden kaufen und nicht ihr Zeug von China liefern lassen. Und die meisten kaufen ja nicht ein paar Einzelartikel. Nein, heute wird pro Familie & Kopf eine Familenpackung gekauft. Da geht es um Milliarden Euro in Deutschland pro Jahr an Umsatz. Darum ist das Geschäft dort ja so gewaltig.

        Ich kenne z.b. noch nette, Klein- & Büroläden in kleinen Städten im Süden Deutschland die heute nur noch vom Feuerwerksverkauf übers Jahr über (kleine Kinder bzw. Jugendliche) oder an Silvester wegen dem Boom am Leben sind. Mit dem reinen Bürogeschäft (etwa Tintenpatronen für hin und wieder reinstreunernde Leute) können die schon lange nicht mehr ihren Kopf über dem Wasser halten.

        Ohne dieses Privileg wären hunderte oder tausende dieser Läden allein betroffen.

        Aufsummiert beträfe es also:

        – Kleinläden (gute alte Tante-Emma-Läden wo ich früher immer mein Zeug gekauft habe, leider habe ich heute keinen solchen Laden mehr in der Nähe, da meine Wohngegend selbst eine „Laden-Mafia“ geworden ist => etliche Läden stehen leer wo noch vor wenigen Jahren alles voller Leben war)

        – Lokale Märkte wie etwa Penny, Lidl, Netto, Real, Rewe & Co
        (die brauchen dann auch weniger Mitarbeiter, denn Umsatz ist heute viel wichtiger als reiner Gewinn)

        – Großmärkte die sich rein auf Feuerwerksverkauf spezialisiert haben (und davon gibt es einige, etwa Feuerwerksvitrine, die mittlerweile deutschlandweit berühmt geworden ist, in Berlin, allein die haben mehr als 100 Mitarbeiter und jetzt schon mehrere Filialen und eine weitere Expansion ist geplant)

        – Transportfirmen die das Zeug transportieren (hauptsächlich LKW-Fahrer), es würde eben Umsatzeinbußen geben in diesem Bereich, bzw. mehr arbeitslose LKW-Fahrer

        Ein privates Feuerwerksverbot käme in etwa einem Zigaretten- bzw. Tabakverbot gleich. Von den Folgen her. Millionen verdienen damit heute ihr Geld.

        Sehen Sie sich um…Schiedsrichter? Gibt es heute nicht mehr bzw sind arbeitslos. Einen Führerschein braucht man auch bald nicht mehr, genausowenig wie Fahrschulen (Fahrlehrer werden schon sehr bald arbeitslos sein). Und etliche weitere Jobs werden ebenfalls nicht mehr benötigt, weil diese von KIs und oder Robotern übernommen wurden.

        Ergo suchen sich die Leute Schritt für Schritt neue Jobs. Viele neue Jobs gibts aber nicht mehr. Daher flüchten auch immer mehr weg von unsicheren Jobs wie „Polizei, Straßenfahnbahrer & Co“ zu Feuerwerksfabrikant, Chirurg, Feuerwerksverkäufer und anderen Berufen, die nicht so gefährlich sind, die aber ordentlich Geld in die heimische Kasse spülen.

        Meine Zahlen sind nur reine Schätzwerte, die auf persönlichen Erfahrungen basieren. Es könnten ca. 500.000 bis ca. 3 Mio Arbeitsplätze, bei Kettenreaktionen wegfallen bzw. wegrationalisiert werden.

        So genau kann das niemand sagen, weil niemand genau weiß, wieviele Tante-Emma-Läden es in Deutschland noch gibt, und außerdem weiß man nicht, wie sich die Kettenreaktion ausdehnen würde.

        Deswegen gebe ich 500.000 für den Best-Case an, das heißt, es gibt keine große Kettenreaktion. Und 3 Mio wären betroffen (in etwa), wenn sich das alles ausdehnt auf andere Bereiche, wenn etwa LKW-Fahrer deutlich weniger zu transportieren haben und ihr Job rationalisiert werden müsste.

        Im Übrigen: Selbst die DHL wäre betroffen bzw. allgemein Paketfahrer. Weil Feuerwerk nunmal auch per Paket verschickt wird (z.b. von den unzähligen Online-Feuerwerksshops die es mittlerweile gibt). Und das nicht wenig. Und wenn eben keins mehr verschickt wird, fallen eben auch Umsatzeinbußen bei DHL/Paketfahreren an, die auch Feuerwerk liefern dürfen. Denn das heißt ja, deutlich weniger Pakete auszuliefern. Und somit Umsatzeinbußen oder im Worst-Case der Wegfall des Arbeitsplatzes/schlechter bezahlt, oder so schlecht bezahlt dass man nicht mehr vom Job leben kann.

        Selbst Ebay wäre betroffen als Auktionsplattform, weil dort ebenfalls verdammt viel Feuerwerk verkauft wird. Und das nicht nur illegal. Sondern auch völlig legal an Silvester bzw. ab dem 28.12. wie gesetzlich vorgeschrieben.

        Bei Ebay, Amazon & Co sind längst Feuerwerksverkäufe dazukommen (das war vor 5 Jahren noch nicht der Fall!). Also auch Amazon hätte heftige Umsatzeinbußen zur Folge und oder Leute müssten wegrationalisiert werden.

        Die Verkaufszahlen von Amazon was Feuerwerk angeht kenne ich nicht. Aber wenn sie ebenso gigantisch sind, wie in Deutschland in den Läden, dan kann man sich die möglichen Zahlen gar nicht mehr vorstellen.

        Antworten

Leave a Reply

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert